In Westindien gehören Fasten und spirituelle Übungen zum Advent dazu – Weihnachten in einem hinduistisch geprägten Umfeld
Würzburg/Kalyan (POW) Schnee gibt es in der Diözese Kalyan nicht. Und auch sonst ist an Weihnachten und im Advent im Westen Indiens einiges anders als in Deutschland, berichtet Father Franklin Pottananickal (36), der im Sommer 2015 als Praktikant bei der Bischöflichen Pressestelle tätig war. Pottananickal stammt ursprünglich aus dem südindischen Bundesstaat Kerala und wirkt in der nordwestlich gelegenen Diözese Kalyan, die zum Großraum der Millionenmetropole Mumbai (Bombay) gehört.
„Wir legen großen Wert auf eine geistliche Einstimmung auf die Geburt Jesu“, betont der Priester. Rund 100.000 Christen leben als kleine Minderheit in seinem Bistum Kalyan. Es ist eines von drei
(Erz-)Bistümern in einem Ballungsraum mit insgesamt 25 Millionen Einwohnern, die größtenteils Hindus sind. Neben dem Fasten zum Beispiel durch Verzicht auf Fleisch gehört auch ein spirituelles Programm dazu. Kinder bekommen eine Liste mit Gebeten und guten Taten für jeden Tag. Außerdem laden die Pfarreien die Jugendlichen zu Exerzitien in die Kirchen ein. „Die Jugendlichen werden außerdem ermuntert, Kranke und Einsame zu besuchen.“
Wichtiger Programmpunkt ist jedesmal auch das Spendensammeln. „Wir verkaufen Kuchen, oder singen, im Weihnachtsmannkostüm verkleidet, Weihnachtslieder und sammeln Geld.“ Das Singen von Weihnachtsliedern ist generell bei den Christen in Indien sehr beliebt, berichtet Pottananickal – und zwar in verschiedenen Sprachen. Neben Marathi, der Mehrheitssprache im Bundesstaat Maharashtra, sind ebenso Hindi, außerdem Malayalam, die Sprache, die vor allem in Kerala gesprochen wird, oder eben auch Englisch dabei. „Es gibt regelmäßig ökumenische Wettbewerbe beim Weihachtssingen. Und Gruppen besuchen die einzelnen christlichen Familien und tragen dort ihre Gesänge vor.“
Jede Familie baut sich im Advent eine Krippe, meist aus Pappe. „Und diese Krippen sehen deutlich anders aus als die hier in Deutschland.“ Den (Plastik-)Christbaum stellen traditionell die Kinder an Heiligabend auf. Der Gottesdienst ist an Weihnachten gut besucht. „Aber das sind die Gottesdienste in Indien eigentlich das ganze Jahr über.“ Nach dem Gottesdienst gibt es für Kinder, die im Advent 25 Gottesdienste besucht haben, ein kleines Geschenk. In den Familien gibt es für die Kinder auch meist kleine Geschenke. Die Erwachsenen gönnen sich manchmal einen Schluck Wein zur Feier des Tages. „Es ist üblich, an Weihnachten den Kranken im Krankenhaus eine Freude zu machen, zum Beispiel mit einem Obstkorb.“ Die Nachbarn werden oft nach Hause eingeladen, und auf der Straße verteilen Kinder und Jugendliche Schokolade – als Ausdruck dafür, dass in Jesus Christus der Retter der Welt geboren ist.
mh (POW)
(5215/1348; E-Mail voraus)
(Der folgende Beitrag wurde von der Pressestelle des Bischöflichen Ordinariates Würzburg am 18.12.2015 veröffentlicht)